Die stummen
Frösche von Schwante
In dem Dorfe Schwante zwischen Kremmen und Oranienburg, sowie in
einer ziemlichen Entfernung um das Dorf herum, läßt, so viele
Frösche auch dort vorhanden sind, doch kein einziger seine
Stimme vernehmen. Wenn auch schon einer sich etwas verlauten läßt,
so findet er doch seine Zustimmung. Das hat aber folgende Ursache:
Einmal war ein Besitzer von Schwante, ein Herr von Redern, im Frühling
von einer schweren Krankheit befallen, die ihm viel Unruhe
verursachte. Diese wurde aber durch das vielfältige Geschrei der
Frösche derart vermehrt, daß er kein Schlaf mehr fand, den ihm
auch keine Arznei zu bringen vermochte, so daß man allmählich
an seiner Genesung zu zweifeln begann, weshalb die Frau des
Hauses ihre Zeit fort und fort in bitteren Tränen hinbrachte. Da
kam eines Tages ein armer Mann in das Haus, der bat um ein
Almosen, und wie er so an der Tür stand, sah er den Jammer des
Hauses und fragte nach der Ursache. Als er nun alles erfahren,
fragte er: "O, wenn eurem Herrn damit kann geholfen werden,
so sollen die Frösche bald stille schweigen." Diese
seltsamen Worte brachte man erst vor die Frau, danach auch vor
den Herren selber, und er gebot, daß man dem Manne einen Sack
Roggen geben solle, wenn er sein Versprechen ins Werke richte.
Der Mann begab sich hierauf fort, umging den Hof im Kreise,
soweit als ihn dünkte, daß der Frösche Stimme lästig sein könnte,
gebrauchte dabei seine geheime Wissenschaft und brachte es
wirklich fertig, daß das unaufhörliche Geplärre aufhörte. Und
so ist es hernach mit den Fröschen geblieben bis auf den
heutigen Tag, also, daß sie zwar in dem Wasser und Morast bei
dem Dorfe gefunden werden, aber kein solch Geschrei erheben, wie
es außer diesem Kreise geschieht. Und so würde es hundert Jahre
bleiben, hat der Mann gesagt, und die sind noch nicht um.